Die Förderei – ein neues Aushängeschild für Nadorst

Am 5.7.2019 war es so weit: Nach intensiver Konzept-, Vorbereitungs- und Bauphase präsentierte das Gertrudenheim in einer feierlichen Eröffnung seinen Neubau: die Förderei. Das Haus in der Friesenstraße 27 fällt sogleich ins Auge: große Fenster, die den Blick in lichtdurchflutete Räume in freundlichen Farben freigeben, ein Gebäude, das großzügig und dezent zugleich wirkt und sich harmonisch ins Straßenbild sowie in das Gelände des Gertrudenheims einfügt. Unter dem Leitbild „Fördern – Arbeiten – Erleben“ bietet die Förderei Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen viele Möglichkeiten einer sinnvollen und möglichst selbstbestimmten individuellen Tagesstruktur. Es ist die logische Fortsetzung der pädagogischen Arbeit, die das Gertrudenheim seit Jahren leistet und mittlerweile mit Anett Gavelis als Einrichtungsleitung weiterführt.

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In dieser dreiteiligen Artikelreihe widmet sich der Nadorster Einblick der Entstehungsgeschichte der Förderei, dem pädagogischen Konzept und dessen Umsetzung in der Praxis:

TEIL 1 – Das Konzept der Förderei

Aus Altbestand wird Neubau

Die Tagesförderstätte des Gertrudenheims sah sich vor einigen Jahren vor der Herausforderung, jenen Bewohner*innen, die nicht werkstatt-tauglich sind sowie jenen über 65 Jahren, die also das erwerbsfähige Alter überschritten haben, eine sinnvolle und angemessene Beschäftigung anzubieten. Nach dem 2-Milieu-Prinzip sollen die Bewohner die Möglichkeit haben, sich zwischen einem privaten und einem Arbeitsbereich bewegen zu können – idealerweise auf ein- und demselben Gelände. Die Förderstruktur war bereits vorhanden, nur hatte der vorhandene Altbestand nicht die räumlichen Kapazitäten dafür. Baupläne für einen Neubau existierten bereits, als Anett Gavelis 2015 die Leitung des Gertrudenheims übernahm. Sie hatte die Einrichtung bereits während ihres Studiums und ihrer abschließenden Diplomarbeit darüber fachlich begleitet und konnte somit direkt mit dem Konzept für den anstehenden Neubau anschließen. Die Pläne wurden der aktuellen Bedarfsstruktur angepasst.

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Das Zusammenspiel von Freiraum und Grenzen

Das Konzept sieht einen kompakten Bau vor, der einen Rahmen bildet, in dem sich die Teilnehmer*innen sowohl frei als auch in einem sicheren Rahmen bewegen können. Gleichzeitig sollen die Räume offen genug sein, um Begegnungen und Interaktion zu ermöglichen. Für eine größtmögliche Selbstorganisation und Eigenverantwortung ist die Gestaltung der Räumlichkeiten angelehnt an die vorbereitete Umgebung nach Maria Montessori: eine offene Raumstruktur mit festen Plätzen für Material und Arbeitswerkzeuge (offene Regale, kleine Schränke) und einer Zuordnung einzelner Funktionen für jeden Raum. Für jede/n Teilnehmer*in wird ein individueller Tagesplan zusammengestellt, in dem er/sie möglichst selbstbestimmt die Angebote der Förderei wahrnehmen kann.

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Mittendrin in Nadorst

Der Standort der Förderei direkt an der Friesenstraße ist bewusst gewählt: Statt zurückgezogen auf dem Gelände soll der Neubau stadtteilgebunden mit dem direkten Blick auf Nadorst noch stärker in den Dialog und die Kooperation gehen. Die neu entstandene ‚Dreier-Achse‘ an der Friesenstraße – Gemeindehaus, Kindergarten und Förderei – setzt hierbei direkt an.

In Teil 2 unserer Reihe statten wir der neu eröffneten Förderei einen Besuch ab: Wie arbeitet es sich in den neuen Räumen? Welche Möglichkeiten haben die Teilnehmer*innen, ihren Tag zu gestalten? Das erfahren Sie in der September-Ausgabe des Nadorster Einblicks.