Ein Versuch für ein kooperatives Miteinander.

Die geplante Protected Bike Lane im unteren Teil der Nadorster Straße schlägt hohe Wellen bzw. erhitzt die Gemüter, vor allem auf Social Media.

So viel kann man schon sagen: Gut, dass es so viele Reaktionen gibt. Das ist ein gutes Beispiel für ein demokratisches Miteinander – da darf man dann auch mal kritisch in eine Konfrontation gehen und kann verschmerzen, wenn einige Kommentare „etwas drüber“ sind. Dafür gibt es ja auch viele positive und konstruktive Stimmen.

Das Konzept und die Planung dieses 245 Meter langen ergänzenden Fahrradweges lässt sich allerdings durchaus hinterfragen, die Kommunikation der Verwaltung ebenso. Zur Erinnerung: Der alten Weg bleibt ja so, wie er ist, und wird weder repariert noch mit Warnschildern versehen. Sollte er also auch weiter benutzt werden (und das wird er logischerweise), hat sich für Radfahrende dort nichts verbessert.

Aber zurück zur Diskussion: Was ist hier schief gelaufen? Warum kann man nicht sachlich miteinander reden – und gemeinsam nach Lösungen suchen? Vor allem weil natürlich beides ginge: Umwelt-, Fahrradfahrerschutz – und den Schutz der Gewerbetreibenden. Es muss kein Entweder-oder, kein Gegeneinander sein.

Wagen wir hier also noch einen weiteren Versuch einer Annäherung, mit dem Ziel, alle Beteiligten zufriedenzustellen, dem Steuerzahler Geld zu sparen und trotzdem etwas für die Zukunft zu tun!

Klar ist: bei der Protected Bike Lane handelt es sich laut Aussagen der Stadt um ein befristetes Testprojekt, um Erfahrungen mit diesem Konzept zu sammeln. Dazu scheint sich die Untere Nadorster Straße anzubieten, da wird ja „demnächst“ eh alles umgebaut. (#sanierungsgebiet). So weit, so einfach gedacht.

Der Grund kann aber nicht sein, die Oldenburger Radfahrerenden vor unzumutbaren Zuständen zu schützen oder gar das Klima zu retten. Hier müssen vermutlich Fördergeld verbraucht, Parteilinien umgesetzt und „Dinge“ getestet werden, da man noch keine Ahnung in Sachen „zeitgemäßer Radverkehr“ hat.

Wer wirklich vor Ort war, weiß: Man fährt auf dem beplanten Teilstück mitnichten durch eine Offroad-Teststrecke für SUVs. (Man mögen dem Autor diese drastische Formulierung verzeihen.)

Die Wahrheit ist, dass sich wohl die wenigsten Beteiligten (z.B. Rats- & Ausschussmitglieder, Aktivisten und Kommentatoren) wirklich vor Ort die Situation angeschaut haben, denn dann wären sie nämlich zu dem Schluss gekommen: Der komplette Radweg ist, bis auf zwei Stellen, an denen alte Bäume das Pflaster nach oben drücken, nämlich in einem einigermaßen guten Zustand. In Oldenburg gibt es sehr viel schlechtere Radwege.

Es kann hierbei nicht wirklich um die „Rettung“ der Fahrradfahrenden gehen!

Der Mensch – ein vernunftbegabtes Wesen, heißt es. Eine Begabung bedeutet aber noch nicht gleich, dass sie auch in vollem Umfange ein- oder umgesetzt wird.

Die an der Unteren Nadorster Straße stehenden Bäume, stehen laut Gewinnerentwurf (den die Stadt und eine Jury durchgewunken haben), zur Disposition. Das bedeutet, dass diese Bäume (sehr wahrscheinlich) im Zuge des Umbaus bzw. der Umplanung der Straße gefällt und durch neue ersetzt werden.

Nur mal angenommen, das wäre wirklich so, dann hätte man sie doch auch jetzt schon entfernen, den Radweg dort neu pflastern, die Radfahrsituation verbessern, den Anwohnern und Geschäften ihre Parkplätze lassen und auch noch Geld sparen können, oder? Das wäre dann logisch und praktikabel. Achtung: Nicht die Idee des Autoren – das Bäumefällen ist eine Idee des Planungsbüros. Nicht dass hier gleich wieder etwas falsch verstanden wird.
Eine neue Begrünung ist natürlich immer gut – aber müssen dafür Jahrzehnte alte Bäume gefällt werden? Aber das ist ein anderes Thema …

Abschließend noch einmal zur Erklärung, warum sich bei der Nadorster Kaufmannschaft Unmut gegen diese Maßnahme (nicht gegen den Kilmaschutz, nicht gegen Radfahrer und auch nicht gegen die Verschönerung der Straße) geregt hat: Es ist die Angst bzw. die Sorge um die eigene Existenz. Hier wäre wirklich etwas mehr Empathie seitens der Politik und der Verwaltung gefragt.

Hintergrund: Wenn man als Mensch oder Unternehmer einen Planungshorizont hat, dann kann man agieren und sich vorbereiten. Wenn man aber seitens der Stadt und der Politik weder informiert noch in die Planung einbezogen wird – und „von jetzt auf gleich“ von seinen Kunden abgeschnitten werden soll, dann hat das nichts mit Planung zu tun. Und schon gar nichts mit Vernunft, denn der zu erwartende Schaden wird sehr wahrscheinlich deutlich höher ausfallen als der Nutzen – für alle Beteiligten.

Forrest Gump hat einmal gesagt: „Dumm ist der, der Dummes tut!“ Dieses Zitat weist darauf hin, dass der Wert einer Handlung nach deren Konsequenzen bemessen wird.

In diesem Sinne darf man sich wünschen, dass dieser Artikel etwas zur Verständigung beigetragen hat – und vielleicht dazu führt, dass die Planung noch einmal überdacht wird – zum Wohl aller.

PS: Ein Vorschlag: Die Verwaltung legt endlich mal einen konkreten Zeitplan für die Untere Nadorster Straße (gerne auch mit weniger Parkplätzen) vor, verzichtet aber 2023 auf die Bike Lane – und fängt Mitte/Ende 2024 endlich und nach Anwohnerinformation mit dem Umbau des Sanierungsgebietes an. Dann wäre allen geholfen. Die Straße wird schöner, umweltfreundlicher und die Geschäftsleute hätten Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen.

Das wäre doch eine Win-win-win-Situation, oder?


Ein Umsetzungs- und Planungsdebakel mit Ansage.

So wurde es in der Verkehrsausschusssitzung am 12.12.2022 beschlossen. Der Wahnsinn nimmt also seinen Lauf. Die Parkplätze sind passé – 35.000 € sinnlos in den Sand gesetzt für ein fragwürdiges Experiment, denn das Ganze ist ein „Test“, der ziemlich sicher auf Kosten der ortsansässigen Geschäfte gehen wird.

Vorbemerkung / Disclaimer: „Die Nadorster“ sind ausdrücklich für die Rettung des Klimas, fahren selbst nicht selten Rad und freuen sich auf die Verschönerung und Sanierung der Unteren Nadorster Straße. Warum dieser Satz? Weil man das in der heutigen Zeit leider so deutlich schreiben muss, da sich bei den Themen Klima, Umwelt und Fahrradfahren die Gemüter mittlerweile so stark erhitzen, dass sogar schon Geschäftsleute in ihren eigenen Räumlichkeiten verbal und körperlich bedroht wurden.

Disclaimer 2: Hintergrund für das Engagement der Kaufmannschaft: Auf der zur Disposition stehenden Strecke haben aktuell (je nachdem, wie man zählen will) ca. 20-30 Kaufleute, Dienstleister und Gewerbetreibende ihre geschäftliche Heimat. Hier verdienen die Kaufleute ihr Brot und haben schlicht und einfach Sorge um ihre Existenz, wenn die Parkplätze fehlen. Jede*r möge sich einmal selbst fragen, ob das nicht eine berechtigte und nachvollziehbare Sorge ist. Hier geht es auch nicht um ein „für oder gegen den Klimaschutz“ oder das Gegeneinander „Kaufleute bzw. Autofahrer gegen Fahrradfahrer“ – hier geht es um Unternehmen mit Angestellten, die jeden Monat kämpfen, Steuern zahlen und ihren Beitrag zu einem lebenswerten Oldenburg leisten.

Doch lassen Sie uns noch einmal sachlich an die ganze Geschichte rangehen, denn sie ist eigentlich ganz einfach – sollte man denken.
Die Argumentation der Politik und Verwaltung lautet: Die Fahrradfahrer (und das Klima) sollen nun auf einem ca. 245 Meter kurzen Stück geschützt werden. So weit, so gut. Begeben wir uns auf die Straße: Konkret wird die Bikelane demnach an der Nadorster Straße 16 (also dort, wo jetzt noch die Parkplätze sind) ihren Anfang finden. Anmerkung der Redaktion für alle, die mitreden, aber nie dort waren: Davor, aus Richtung Gertrudenkapelle, ist sowohl der Rad- als auch der Fußweg gut zu befahren. Es gibt sehr viel schlechtere Wegstrecken in Oldenburg.

Ab dort werden nun provisorische „Huckelschwellen“ entlang der Fahrbahn auf dem Boden angebracht. Diese sollen das Überfahren (oder Parken) mit dem Auto (ob sich Lkw oder Busse davon beeindrucken lassen, ist eine andere Frage) unmöglich machen. Soweit die Idee. Der erste Stolperstein: Exakt an dieser Stelle befindet sich die erste Grundstückszufahrt, also eine erste Unterbrechung der Protected Bikelane. Hier muss gequert werden oder die Bikelane erst später beginnen (siehe Foto 1).

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(Foto 1 ↑)

Dann darf in die Pedale getreten werden – bis zur Hausnummer 22. Dort ist die nächste Querung/Einfahrt. Hier heißt es also wieder: Vorsicht!; natürlich seitens der Rad- als auch Autofahrer. An der 26 befindet sich dann die nächste Zufahrt. Hier wird es delikat, denn die Bikelane muss gequert werden, um einen speziellen Parkplatz für Menschen mit Beeinträchtigung erreichen zu können (siehe Foto 2). Man darf gespannt sein, ob das alles so miteinander harmoniert. Danach geht es weiter bis zur Hausnummer 28/30 – hier findet man eine Garageneinfahrt und eine Hinterhofzufahrt im Duett (siehe Foto 3). Bisher gibt es entlang der Nadorster Straße über den Rad- und Fußweg nichts, aber auch gar nicht zu meckern (siehe Foto 2).

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(Foto 2 ↑)

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(Foto 3 ↑)

Der erste Grund zur radfahrlichen Sorge, die erste wirkliche Unwägbarkeit, findet sich an der Hausnummer 32. Hier wächst ein Baum, der das Pflaster unangenehm angehoben hat (siehe Foto 6). Das ist nicht schön, aber Dank der guten Beleuchtung der Nadorster Straße für jeden nicht komplett blinden oder betrunken Radfahrenden (mit oder ohne Lastenfahrrad) mit etwas Geschick machbar – zumindest ist hier seit Jahren nichts passiert. Gott sei Dank! Anmerkung der Redaktion: Sie merken an den Hausnummern, wie kurz die Abstände zwischen den einzelnen Querungen sind. Teils sind das keine 25-30 Meter! Von kontinuierlich „protected“ kann also keine Rede sein.
Treten wir wieder in die Pedale: An Hausnummer 36 folgt dann schon die nächste Einfahrt / Querung. An der Hausnummer 38 (siehe Foto 4) folgt der nächste Baum, der sich unverschämterweise ins Straßenbild gedrängt hat. Ebenfalls eine kleine Herausforderung – aber auch ohne geländegängiges Bike zu schaffen. Weiter geht´s … nicht wirklich, denn die „geschützte Fahrradstraße“ endet hier an der Hausnummer 44 – natürlich nicht ohne vorher hier den Geschäftsleuten auch die Parkplätze zu nehmen (siehe Foto 5). 245 Meter mit 6 Querungen.

(Foto 4 ↑)

(Foto 5 ↑)

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(Foto 6 ↑)

Zurück zur Praxis, über die wohl niemand so richtig nachgedacht hat – oder nicht nachdenken will: Nun könnte man ja meinen, dass die Kundinnen auch alle zu Fuß kommen könnten – oder mit dem Rad. Doch werden sie das tun? Nein, ganz sicher nicht. Aber das ist noch nicht alles. Hat eigentlich mal jemand an die Anwohnenden gedacht? Wie sollen die das denn in Zukunft machen, wie z.B. soll ein- und ausgeladen werden? Wo sollen die Anwohnenden parken? Wo der Besuch? In der Linden- oder der Kriegerstraße ist bereits alles voll. Hintergrundstückparkplätze sind auch nicht in ausreichendem Maße vorhanden … Wir wagen eine Prognose: Das Ganze wird im Leben nicht funktionieren, die zu erwartenden Probleme mit Wildparkern (das wird kommen, da es z.B. zum Be- und Entladen gar nicht anders geht), mit der Straßenreinigung, der Müllentsorgung und sicherlich steigenden Unfallzahlen durch unverhältnismäßig viele Querungen führen das Projekt schon vor seinem Beginn ad absurdum – von den möglicherweise daraus resultierenden Insolvenzen oder Abwanderungen von Geschäften ganz zu schweigen.

Ja, es gibt in anderen Städten Protected Bikelanes, die funktionieren. Doch 245 Meter Nadorster Straße sind nicht Stockholm, Groningen oder Copenhagen. Dort hat man die Bikelanes mit Verkehrskonzept, Verstand und Augenmaß geplant und eingerichtet – und nicht wie in diesem Fall aus nicht zu Ende gedachtem Aktionismus. Fazit: Man muss konsternieren, dass hier wirklich eine laienhaft umgesetzte Symbol- & Klientelpolitik auf dem Rücken der Bürgerinnen und Kaufleute in Nadorst betrieben wird, die aber auch wirklich niemandem etwas nutzt. Nicht den Radfahrern, nicht der Stadt, nicht den Kaufleuten – und schon gar nicht dem Klima. Hier werden 35.000 € aus dem Fenster geworfen – für die man lieber 3500 Bäume (10 € pro Baum sollten passen) im Stadtgebiet hätte pflanzen können. Das wäre klimasinnvoller und langfristig nachhaltiger gewesen – denn Bäume bleiben und die Bikelane ist ja nur ein Provisorium, ein übereilter und unsinniger Test – da sie in ca. 2 Jahren, wenn die Nadorster Straße endlich neu und schön gemacht wird, eh wieder weggerissen wird …

Es bleibt zu hoffen, dass trotz des unsäglichen Beschlusses noch nicht Hopfen und Malz verloren ist und die umsetzende Verwaltung spätestens bei Beginn der Bauarbeiten feststellt, dass dieses Projekt eher einem Schildbürgerstreich nahekommt als einem wirklich sinnvollen Umwelt- & Klimaprojekt. Wir werden
sehen …


Text & Fotos: Die Nadorster e.V. Werbegemeinschaft